Pfandflaschen für Ernährung

10.03.2018 – OBERTSHAUSEN – Mit einer Sammelaktion unterstützen Schüler der Georg-Kerschensteiner-Schule seit Sommer zwei Hilfsprojekte in Bolivien und Deutschland. Dabei wird aus Pfandflaschen Geld für den guten Zweck.

Gekauft, getrunken und achtlos in den Müll geworfen – mit dem Flaschen- und Dosenpfand nehmen es viele Kunden nicht so genau. 50 Cent Pfand erhält, wer zwei Einweg-Pfandflaschen zurückbringt – das reicht hier in Deutschland beispielsweise für ein Päckchen Kaugummi. In Bolivien jedoch ist das genug Geld, um ein Kind einen ganzen Tag lang zu ernähren.
Und genau das wollen die Schüler der Georg-Kerschensteiner-Schule tun und haben zum Beginn des Schuljahres begonnen, achtlos weggeworfene Pfandflaschen zu sammeln. Das so erwirtschaftete Geld geht über den Fuldaer Verein „Wir helfen Kindern in der Dritten Welt e.V.“ an ein Kinder- und Jugendheim in Bolivien. Vorsitzender und Begründer des Vereins ist Volker Auth, Lehrer an der Kerschensteiner-Schule. Mit der Aktion unterstütze die Schule Kinder, die sich selbst nicht helfen können. Gleichzeitig werden die Schüler für die Nöte anderer sensibilisiert und dabei auch ökologische Aspekte mit einbezogen, berichtet GKS-Schulleiter Dirk Ruber.
Die Idee zu der Aktion entstammt einer Beobachtung: So sei in der Vergangenheit aufgefallen, dass viele Schüler ihre Getränkedosen und Pfandflaschen in den Restmülleimer ihrer Klassenräume warfen, anstatt sie zum Getränkehandel zurückzubringen, erläutert GKS-Schulleiter Dirk Ruber. Da die Schule mit über 130 Lehrkräften und mehr als 2300 Schülern eine große Anzahl von Menschen beherbergt, kam die Vermutung auf, dass an dieser Stelle ein größerer Pfandbetrag „versickert“.
Und dort setzt auch die Initiative der GSKler an. So stehen inzwischen in 58 Klassenräumen Sammelbehälter für Pfandflaschen und Getränkedosen neben den Restmülleimern. Die Schüler haben dadurch die Gelegenheit, die Pfandflaschen zu spenden, anstatt sie in den Restmüll zu werfen. Die leeren Flaschen werden zentral in der Schule gesammelt und von Lehrkräften zum Getränkehandel gebracht, die Pfanderträge schließlich gespendet.
Auch die Schüler selbst unterstützen das Projekt mit vielen eigenen Ideen. So wurde zusätzlich zu den Pfandflaschen aus der Schule auch in Betriebskantinen, bei Betriebsjubiläen und in Fahrschulen gesammelt. Auf diese Weise kamen seit Beginn der Aktion im vergangenen August bereits rund 650 Euro an Pfanderträgen für das Projekt zusammen.
Bereits seit 1964 gibt es im bolivianischen Sucre ein Kinderheim, das von den „Hermanas de San Jose de Treviras“ (St. Josef-Schwestern aus Trier) betrieben wird. Die Ordensfrauen erkannten vor Ort die hohe Sterblichkeitsrate von Kindern und Müttern und gründeten zunächst ein Krankenhaus, in dem Mütter kostenlos entbinden konnten. Viele Säuglinge wurden von ihren Müttern nach der Geburt jedoch im Krankenhaus zurückgelassen, weil die Familien nicht in der Lage waren, sie zu ernähren. Deshalb wurde das Kinder- und Jugendzentrum gegründet. Das Projekt ist vom Gesundheitsministerium Boliviens anerkannt, finanziert sich jedoch ausschließlich aus Spenden.
Zusätzlich zum Pfand hat die Sammelaktion einen weiteren Vorteil. Denn auch deren Verschlüsse können genutzt werden. Mit den Deckeln unterstützt die Schule die Aktion „500 Deckel gegen Polio“, bei der jeweils 500 gesammelte Flaschendeckel eine Impfung gegen Polio finanzieren. Die Teilnahme an der Initiative hat Annika Schienbein, eine Schülerin des beruflichen Gymnasiums an der GKS organisiert. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter deckel-gegen-polio.de.

Quelle: Thomas Holzamer, Offenbach Post, vom 10. März 2018