
Klassenfoto vor dem Schulgebäude – natürlich in der Schuluniform für die Grundschüler. Rechts im Bild Dr. Mvomo.
Pfarrer Michel Mvomo ist Leiter des Waisenhauses mit angeschlossener Schule „Talita Kum“ der Gemeinde Ekekam in der Nähe von Mfou (Kamerun). Zur Gründung des Waisenhauses „Talita Kum“ durch Pfarrer Mvomo kam es 1999, als ihm eine Mutter nach langem Fußmarsch ihr kleines Kind brachte, damit er es mit Hilfe seines Gottes heile. Das Kind jedoch starb, kaum dass sie angekommen waren. Das nächstgelegene Krankenhaus ist 65 km weit entfernt. Daraufhin beschloss er, nicht mehr nur von Gott zu sprechen, sondern auch zu handeln.
Noch immer sterben in Kamerun viele Menschen an Aids. Eltern erkranken und sterben oder lassen ihre Kinder zurück, um in den größeren Städten Arbeit zu finden. Manche Kinder mussten erleben, wie ihre Eltern oft langsam und qualvoll gestorben sind und haben so ihre liebsten Menschen verloren. Andere sind zurückgelassen worden; oft kehren die Eltern nie zurück – viele der Kinder sind deshalb traumatisiert. Angesichts der großen Zahl an Waisenkindern sind aufnehmende Familien immer häufiger überfordert, weil die Mittel nicht einmal reichen, um die eigenen Kinder angemessen zu versorgen. Viele Kinder verwahrlosen daher und leben auf der Straße. Staatliche Waisenhäuser verfügen nicht über ausreichende Kapazitäten, dort erhalten Kinder lediglich einen Schlafplatz, keine Bildung und Erziehung.
Hunger, Elend und die Angst vor Strafverfolgung wegen Mundraub oder vor Organhändlern bestimmen den Alltag dieser Kinder. Hinzu kommen eine drastische Benachteiligung von Mädchen, Kinderhandel und Kinderarbeit.
Seit 2004 nimmt das Talita-Kum-Projekt Waisen- und Straßenkinder auf. Das Projektziel ist die Versorgung von Straßenkindern in Mfou und Waisenkindern in Ekekam. Die Kinder, die aufgenommen werden, gehören zur Altersgruppe 5 Jahr bis 17 Jahre. Das Waisenhaus nimmt alle Kinder auf, es wird nicht zwischen beeinträchtigten oder körperlich unversehrten Kindern unterschieden.
Da in Kamerun keine Schulpflicht besteht, bitten die Kinder selbst oder deren Eltern um Aufnahme. Kinder werden auch aus Krankheitsgründen oder alt hergebrachtem Aberglauben von den Eltern verstoßen und dann von Dr. Mvomo im Kinderheim aufgenommen. Einige Kinder haben Aids und versterben sogar noch daran, weil viele Menschen dort wegen ihres kulturellen und geschichtlichen Hintergrunds die Krankheit nicht als solche akzeptieren und eine Behandlung verweigern. Mithin ist es aber auch schwierig oder unmöglich teure HIV-Medikamente zu erhalten.
Die Schule und die Einrichtung für Waisenkinder plant mittelfristig bis 200 Kinder aufzunehmen und eine umfassende Betreuung zu gewährleisten. In der Grundschule befinden sich derzeit (Stand August 2018) 82 Schülerinnen und Schüler, davon sind 30 Vollwaisen. Sie besuchen die Grundstufe 6 Jahre lang. Die angegliederte duale Berufsschule absolvieren zzt. 85 Schüler. Die Mädchen werden dort u. a. zu Köchinnen, Schneiderinnen und Elektrikerinnen ausgebildet. Die Jungen können zwischen den Berufen Kfz-Mechaniker, Schreiner, Maurer, Schlosser und Schweißer wählen. So sollen die Kinder befähigt werden, im eigenen Land ihr Leben in die Hand zu nehmen und sich und ihre späteren Familien versorgen zu können. Bei einigen Schülern ist dies bereits gelungen.

Ausbildung zum Maurer
Durch diese Ausbildungen erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Perspektive vor Ort und treten nicht – wie viele andere Jugendliche in Kamerun – den Weg nach Europa an.
Mit der Hilfe unseres Vereines wurde 2015 ein Schlafsaal für die Mädchen errichtet, die freigewordenen Plätze in der bisherigen Unterkunft werden jetzt von den Jungen genutzt. Aktuell steht die Errichtung einer großen Mehrzweckhalle für das Waisenhaus vor dem Abschluss. In großen Teilen wird die Arbeitsleistung dafür von den Lehrern und Auszubildenden der Handwerkerschule erbracht. Im Anschluss daran plant Pfr. Mvomo die Errichtung eines neuen Schlafsaals für die Jungen, um das bisherige Gebäude zu ersetzen.
Dr. Mvomo finanziert seine Projekte neben Spenden und öffentlichen Geldern Kameruns über Landwirtschaft, eine neu aufgebaute Bananenplantage sowie Hühner- und Schweinezucht. Inzwischen verfügen bereits 36 Familien seiner Kirchengemeinde über ein eigenes Hausschwein.
Der Klimawandel macht sich durch größere Trockenheit bemerkbar. Dadurch breiten sich Krankheiten wie Typhus stärker aus. Dr. Mvomo forciert deshalb auch Brunnenbohrungen in seiner Kirchengemeinde, die sich über eine Fläche von etwa 30 qkm erstreckt.
Dr. Mvomo pflegt engen Kontakt zum Verein und informiert – oft persönlich – über den Stand seines Projektes.